Alte Bekannte und ein neuer Hoffnungsträger

Vier milliardenschwere Klassiker bilden nach wie vor das Grundgerüst im Vertrieb der großen deutschen Maklerpools. Dahinter tauchen neben weiteren Klassikern immer wieder vereinzelte Newcomer auf, die sich in den Top-Seller-Listen zu etablieren versuchen – so auch im September.

Um Edouard Carmignac ist es in den vergangenen Jahren etwas ruhig geworden. Der Gründer der gleichnamigen Pariser Fondsboutique war 2008 der große Gewinner der Finanzkrise: Anfang 2009 wurden ihm die Anteile des ohne Verlust durch das Horror-Jahr gekommenen Carmignac Patrimoine von den Anlegern förmlich aus den Händen gerissen. Spätestens 2014 – mit dem Herauswachsen der Krisen-Performance aus den Fünf-Jahres-Charts – ließ das Interesse jedoch spürbar nach.

Auch in den von DER FONDS regelmäßig publizierten Top-Seller-Listen der großen deutschen Maklerpools war der Carmignac Patrimoine danach nur noch selten zu finden. Jüngster Orientierungspunkt im sich in Etappen vollziehenden Abstieg: Die Kölner Analysegesellschaft Sauren Research entzog dem 2009 noch als „Fondspersönlichkeit des Jahres“ geehrten Carmignac in diesem Jahr die bis dato noch verbliebenen zwei Goldmedaillen für herausragendes Management.

Davon unbeeindruckt startete der Carmignac Patrimoine im September in der Gunst der Pools ein Comeback: Sowohl bei Argentos als auch bei Netfonds und der DAB-Bank gehörte er zu den am meisten verkauften Produkten, bei Argentos lag er sogar auf Rang 1. In der nach Punkten aufsummierten Top-Seller-Liste der Pools belegt er somit hinter den Dauer-Spitzenreitern Flossbach von Storch Multiple Opportunities, Nordea Stable Return, DWS Top Dividende und Kapital Plus Rang 5.

Rang 7 in der Gesamttabelle belegen punktgleich der im bisherigen Jahresverlauf glänzend performende Earth Gold Fund UI und der Newcomer Deutscher Stiftungsfonds. Bei Letzterem handelt es sich um einen erst im September aufgelegten defensiven Mischfonds, zu dessen Mit-Initiatoren Netfonds gehört. Das Fondsmanagement liegt in Händen der Berliner Gesellschaft Steinke & Reuter GmbH. Deren Geschäftsführer Alexander Steinke berät seit 2006 Stiftungen und zeichnet unter anderem für die Anlagepolitik der Reiner Lemoine-Stiftung verantwortlich.

Der neue Fonds kommt zwar erst auf ein Vermögen von rund 10 Millionen Euro, doch für die nächsten Jahre hat Steinke große Pläne. So sieht er den Fonds lediglich als einen Baustein im Rahmen einer Rundum-Betreuung, die er durch das Nullzins-Umfeld in Bedrängnis geratenen Stiftungen in enger Zusammenarbeit mit Netfonds und der Deutschen Stiftungsagentur künftig bieten will.

Bei Netfonds dürfte der Deutsche Stiftungsfonds deshalb auch in den kommenden Monaten auf den Top-Seller-Listen weit vorne zu finden sein. Ob er sich darüber hinaus auf weiteren Vertriebswegen durchsetzt, wird nicht zuletzt von den gezeigten Leistungen abhängen. Um die Risiken möglichst breit und elegant zu streuen, setzt Steinke in weiten Teilen auf andere Fonds mit vermögensverwaltendem Ansatz, wobei er aus Kostengründen jeweils die institutionellen Tranchen einkauft. Als reinen Dachfonds möchte er das neue Produkt jedoch ausdrücklich nicht verstanden wissen: „Das Portfolio wird künftig auch Einzelwerte wie Anleihen und Aktien enthalten.“

Unter den 24 derzeit im Deutschen Stiftungsfonds vertretenen Produkten ragen der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, der Acatis IFK Value Renten UI, der Fidelity Zins & Dividende und der Aramea Rendite Plus mit einem Anteil von jeweils mehr als 5 Prozent heraus. Neben den Top-Sellern Nordea Stable Return, DWS Top Dividende und Kapital Plus ist übrigens auch der Carmignac Patrimoine vertreten. Rechnet man noch den Carmignac Securité hinzu, kommt die französische Gesellschaft ebenfalls auf einen Anteil von mehr als 5 Prozent – völlig in Vergessenheit geraten sind die guten Leistungen des Altmeisters in turbulenten Zeiten also auch an dieser Stelle noch nicht.

Author: Quelle: www.dasinvestment.com